„Wir machen unsere Wochentour ins Gsieser Tal“ entschieden Mitglieder der DAV Ortsgruppe Traunreut. „Gsies“ wo?! Das etwa 20 km lange Seitental im Südtiroler Pustertal liegt zwischen den Defregger Alpen und den Ausläufern der Rieserfernergruppe und ist vor allem für seine unberührte Natur und Landschaft bekannt. Obwohl es nicht weit vom umtriebigen Kronplatz liegt hat sich dieses Tal seine Ursprünglichkeit erhalten.
Die DAV OG Traunreut unternimmt seit 1999 einmal im Jahr eine Wanderwoche in den Bergen und diesmal war ein Gipfelstürmer dabei, der an allen 20 Bergwanderwochen teilgenommen hat. Bei dem kleinen Jubiläum wurden in den folgenden Tagen natürlich viele Erinnerungen wach und über die Erlebnisse und Abenteuer erzählt.
Unser Quartier haben wir im idyllisch und ruhig gelegenen St. Magdalena am Talschluss gefunden und von hier, im höchsten Ort des Tales, konnten wir unsere geplanten Tageswanderungen starten.
Gleich nach der Ankunft im Hotel gehen wir bequem auf der Forststraße zur 1.950m hoch gelegenen „Aschtalm“. Wir waren kurz davor, als uns ein kurzer Regenschauer erwischte, doch trübte er nicht unsere gute Laune und wir lassen uns die hausge-machten Spezialitäten des Hüttenwirts schmecken. Auf dem Rückweg bleibt unser Blick immer wieder an den Almweiden und dem weiten Tal hängen.
Am nächsten Morgen weckt uns das Glockengeläut der Pfarrkirche zur hl. Magdalena. Der Gipfel des 2.469m hohen Hochstein ist unser Ziel. Vom Talschluss folgen wir durch das Köfler Tal zunächst ein Stück der Forststraße. Dann geht’s auf dem steilen Verseller Steig durch den Wald bis zu einer Senke und weiter über steiniges Gelände in Serpentinen zum Gipfel. Der Gipfel bietet uns einen schönen Ausblick auf die Dolomiten, die Rieserfernergruppe und die Villgratner Berge. Nach einer ausgiebigen Rast steigen wir ab in Richtung Tscharniedalm (1.976m) von dort auf einem Bergpfad nochmals rauf über einen Bergrücken bis dieser auf die Forststraße trifft, die uns schließlich wieder einige Höhenmeter tiefer auf die Stumpfalm (1.968m) bringt. Nach gut 5 Stunden freuen wir uns auf etwas Kühles zum Trinken. Bis zum Ausgangspunkt sind es nun noch etwa 2 Stunden auf dem Waldpfad steil abwärts aber nach der Stärkung auf der Alm schafft die Gruppe das mühelos.
Die Riepenspitze gehört mit 2773 m zu den höchsten Gipfeln des Gsieser Ostkammes wohin es einige Teilnehmer der Wochentour am nächsten Tag zieht.
Sie befindet sich zwischen der Kaserspitze und der Heimwaldspitze. Der kürzeste Weg von unserer Unterkunft auf die Riepenspitze führt von der Talschlusshütte über
Steiniges Grasgelände und zuletzt über Felsen zum Gipfel. Aufkommender Wind und dunkle Wolken verheissen nichts Gutes, weshalb beim kurzen Aufenthalt in der Stumpfalm über das Weitergehen beraten wird. Doch der Wind vertreibt die Wolken und die Gruppe entschließt sich für die Besteigung des Gipfels, der sich als großartige Aussichtsplattform präsentiert. Beim Abstieg bietet sich die Kaser-Alm für eine Einkehr an bevor man wieder St. Magdalena erreicht
Eine kleine Gruppe, die nicht den Gipfel stürmen wollte sondern einen Tag für`s schauen und fotografieren einlegte, holten bald nach dem Start entlang des GsieserTalblick-Weges ein paar Regentropfen ein. Doch kaum waren sie wettermäßig gestylt, konnten sie die Regenkleidung wieder nach ganz unten in den Rucksack verstauen und weiter marschieren. Der etwa 30 km lange Naturlehrpfad mit leichten Steigungen verläuft nur wenig über der Talsohle und ermöglicht einen wunderbaren Blick auf die typischen Gsieser Bauernhöfe. Die Route führt durch harzduftenden Wald vorbei an schmucken Dörfern und Weilern. Wir treffen unterwegs einen Forstarbeiter der uns einen kleinen Einblick seiner Arbeit gibt. Unser Weg führt uns weiter nach St. Martin wo uns der Gemüsegarten vor dem Kirchenwirt das Vorüberziehen ohne Halt unmöglich macht. Anschließend geht die Gruppe, gesättigt mit Südtiroler Hausmanns-kost, auf dem „Besinnungsweg“ wieder zurück, der mit Tafeln und Stationen zum Nachdenken und „Sich Wiederfinden“ anregt.
Der Gesprächsstoff ging den beiden Gruppen am Abend nicht aus. Jeder konnte von „seinem“ Tageserlebnis etwas berichten.
Viele Schmugglergeschichten ranken sich um das Gsieser Törl (2205 m). Dieser Sattel war früher ein vielbenutzter Übergang ins Defereggental. Heute folgen wir erst dem
Fußweg zur Kradorfer Alm und dann etwas stärker ansteigend hinauf durch sattgrüne Bergwiesen und dem angrenzenden Quellgebiet des Gsieser Baches bis zum Holzzaun, der die Staatsgrenze markiert. Dort bietet sich uns ein umfassender Ausblick auf die Deferegger Berge im Norden und im Süden auf die Pragser Dolomiten. Nach einer erholsamen Verschnaufpause wenden wir uns nach rechts dem Almweg 2000 zu. Vorbei an einem kleinen, von Wollkraut umsäumten, Bergsee und entlang der Berghänge an denen sich die leuchtenden gelben Köpfe der Arnika im leichten Wind wiegen. Beim Abwärtsgehen öffnet sich uns wieder eine wundervolle Aussicht über das tiefer gelegene Gsieser Tal.
Nur wenig über der Baumgrenze ragt das 2127 m hohe Hörneckele auf. Die letzte Bergwanderung dieser Wochentour beginnt wieder unmittelbar hinter unserem Hotel und die Abkürzung über die Wiese bringt uns bald zum ansteigenden Waldpfad. Auf etwa 2000 m treten wir in freies, mit hohem Gras bewachsenes Almgelände und schauen respektvoll den Almbauern beim Mähen an den steil abfallenden Hängen zu. Wir folgen der Wegbeschreibung und bereits nach kurzer Zeit stehen wir auf der Bergkuppe bei dem imposanten 12m hohen und aus Lärchenholz gefertigten Gipfelkreuz. Der Panaromablick auf die Dolomiten und ins Tal ist überwältigend. Wir beschließen diese lohnende Wanderung mit der Einkehr in die Schäferalm und einem Glas „Roten“.
Auch bei dieser Wochentour wurde der Brauch gepflegt, sich am letzten Abend vor der Abreise in der Kirche zu versammeln und in einer kleinen Andacht der verstorbenen Mitglieder der DAV OG Traunreut zu gedenken und zu danken, dass wieder alle Teilnehmer wohlbehalten von den Touren heimkommen.
Blühende Wiesen und grüne Wälder, warme Sonnenstrahlen und wundervolle Bergblicke erfüllten die vergangenen Tage. Die beiden Tourenbegleiter Bertl und Rudi haben interessante Touren ausgearbeitet und die Woche gut organisiert. Vielen Dank.